In diesem Sinne forderte ja Susan Sontag; „Statt einer Hermeneutik brauchenwir eine Erotik der Kunst.“7 Diese „Erotik“ impliziert keinerlei sexuelle Aspekte sondern lediglich das Vermögen unserer Sinne, die uns umgebende Welt auch in ihrer Vielfalt sinnlich wahrnehmen zu können. Und dieses „sinnliche Sehen“ wird uns auch von den Fotografien Rainer Posserts abverlangt – die sichtbaren Formen einer Öllache, einer verrostenden Eisenplatte, einer mit Sprüngen überzogenen und abblätternden Lackschicht oder einer Wasserspiegelung in einem Container, sie sind ebenso „erotisch“ oder unerotisch wie eine Aktfotografie! Und nur weil es eben nicht auf die abgebildeten Objekte ankommt sondern um die Realisierung fotografischer Sichtbarkeitsformen, ist es gerechtfertigt, die Fotografien Rainer Posserts – und nicht die Gegenstände selbst – auszustellen.
Erwin Fiala